Konkrete Zukunftsperspektiven für ländliche Räume –
die Landwirtschaft im politischen Kontext neuer Lebens-Kultur-Bildung

Schmetterling

Wir haben uns daran gewöhnt, die Landwirtschaft überwiegend als eine Industrie zur massenhaften Erzeugung von Nahrungs- und (neuerdings) von Energieprodukten zu sehen. Die einzige Zukunftsperspektive, die aber diese Art der landwirtschaftlichen Landnutzung beinhalten kann, liegt in der Maximierbarkeit der Massenhaftigkeit ihrer industriellen Produktion. Es ist schon jetzt absehbar, dass in dieser Spirale von Massensteigerung und Preissenkungen immer mehr ländliche Räume zukünftig nicht mehr mithalten können werden. Sie sind eben kleinteilig und damit auch nicht ausdehnbar. Klein strukturierte Landregionen werden da auf der Strecke bleiben und aufgrund des immanenten Produktionssteigerungsbedarfs werden auch immer mehr größerflächige Landregionen betroffen sein. Auch der bisherige Mechanismus des Verdrängungswettbewerbs zwischen Landwirten, der die hier liegende Bedrohung in den letzten 20 bis 30 Jahren noch zudeckte, kann heute schon nicht mehr überall greifen. In vielen Ortschaften auf dem Land gibt es meist nur noch eine landwirtschaftliche Produktionsstätte, deren kompletten Erzeugnisse zudem völlig bezugslos zu dem Leben im Ort sind. Selbst das Aufkaufen riesiger ländlicher Räume durch großindustrielle Unternehmen wird es nicht verhindern, wahrscheinlich vielmehr fördern, dass die derzeit schon einsetzende Entvölkerung des ländlichen Raums, und damit seine Verbrauchung, ihm die letzten Zukunftsperspektiven nimmt, denn wenn es dort keine Menschen mehr geben wird, dann wird auch alle Lebens-Kultur-Bildung im ländlichen Raum chancen- und damit zukunftslos.

Die Zukunftsperspektiven für ländliche Räume können also nicht von der Agrarindustrie geliefert werden. Die Zukunftsperspektiven für ländliche Räume finden sich gewiss nicht in der Ausdehnung einer industriell landverbrauchenden und menschfernen Landwirtschaft, sondern in der Entwicklung möglichst vielfältiger menschnaher Landprodukte, die im Spektrum der oben aufgezeigten Landgüter auch auf andere lebenskulturelle Bereiche konzentriert sind als ausschließlich dem der Nahrungsmittelgewinnung. Die politische Gestaltung der agrarischen Landnutzung ist gleichwohl von großer Bedeutung, denn menschnahe Landprodukte gilt es sowohl differenziert für vielfältige Lebenskulturen als auch in der landwirtschaftlichen Nahrungsmittelerzeugung – die weder mehr gelebte Lebenskultur für viele werden muss - zu entwickeln. Nur so wird auch der ländliche Raum wieder wirtschafts- und auch arbeitspolitisch gestaltbar.